Merkurstatuette

Musée Unterlinden

Place Unterlinden
68000 COLMAR

info@musee-unterlinden.com

+33(0)3 89 20 15 50

Öffnungszeiten

Mittwoch – Montag 9–18 Uhr

Dienstag geschlossen

1.1., 1.5., 1.11., 25.12 : geschlossen

24.12 und 31.12 : 9–16 Uhr

Merkur ist der Gott des Handels und der Medizin. Die kleine Standfigur zeigt den unbekleideten Gott in leichtem Kontrapost mit rechtem Stand- und linkem Spielbein, dessen Ferse abgehoben ist, was zu einer Verschiebung des Beckens führt. Der Kopf ist nach links gewendet; zwei kleine abgeknickte Flügel krönen die lockige Haarpracht.

Die Korrosion hat den Zügen des bartlosen Gesichts stark zugesetzt. Vermutlich waren die Augenhöhlen mit inkrustierten Pupillen gefüllt. Die Muskulatur ist gut wiedergegeben. In der Hand des angewinkelten linken Arms hält Merkur einen Geldbeutel. Am rechten Arm längs des Körpers war wahrscheinlich der übliche Hermesstab befestigt.

Im Gallischen Krieg schreibt Caesar, dass „Merkur der Gott ist, den die Gallier am meisten verehren, denn von ihm gibt es die meisten Statuen. Sie halten ihn für den Erfinder aller Künste“. Dieser Text liefert eine Erklärung für das besonders häufige Auftreten von Merkurstatuen in Gallien. Anhand ihrer Ikonografie kann man zwischen zwei Serien von Statuetten unterscheiden, je nachdem, ob das Grundschema aus Italien oder Griechenland stammt. Der römische Merkur ist in eine mantelartige Chlamys gehüllt oder hat sie über den Arm geworfen. Meistens trägt er den Petasos, einen breitkrempigen Hut, der manchmal geflügelt ist; den Geldbeutel hat er um den Hals gehängt. Die griechischen Modelle sind dagegen nackt und die Flügel schauen aus dem Haar heraus. Der in der Hand liegende Geldbeutel wird wie ein Opfer dargeboten.

Die griechische Ikonografie ist in Germanien wie auch im Zentrum und im Nordosten Galliens bei weitem häufiger anzutreffen. Sehr wahrscheinlich haben die gallischen Künstler die riesige Merkurstatue kopiert, die im Merkurtempel der Arverner auf dem Puy du Dôme stand. Plinius der Ältere beschreibt die Kolossalstatue aus vergoldeter Bronze, die nie gefunden wurde, in seinen Berichten. Sie ist ein Werk des griechischen Bildhauers Zenodorus, der sich offensichtlich den Hermes des Polyklet zum Vorbild nahm.

Mit seinen harmonischen Proportionen, die dem griechischen Kanon entsprechen, kann der in Turckheim gefundene Merkur, der zweifelsfrei in einer gallischen Werkstatt ausgeführt wurde, in das frühe 2. Jahrhundert unserer Zeitrechnung datiert werden.

 

Referenz:

Kupferlegierung

Jahr

Frühes 2. Jahrhundert nach Chr.

Format

Höhe 13,5 cm

Status

Turckheim, „Thalweg“, Zufallsfund, 1811