1847: Gründung der Schongauer-Gesellschaft
1846 gründet Louis Hugot, Archivar und Bibliothekar der Stadt Colmar, einen Kreis von Gelehrten und Kunstliebhabern mit dem Ziel, ein Kupferstichkabinett und eine Zeichenschule einzurichten. 1847 nennt sich der Kreis „Martin Schongauer-Gesellschaft“ und plant die Gründung eines Museums in Colmar, der Hauptstadt des Departements. Das dem Verfall überlassene Klostergebäude der Dominikanerinnen ist vom Abriss bedroht. Louis Hugot schlägt vor, es in ein Museum zu verwandeln.
1849: Die Klosterkirche wird der Schongauer-Gesellschaft zur Verfügung gestellt
Am 20. Juni erhält die Schongauer-Gesellschaft von der Gemeinde Colmar das Nutzungsrecht für die Unterlindenkirche, in der die während der Französischen Revolution beschlagnahmten Kunstwerke wie auch von ihr getätigten Ankäufe ausgestellt werden sollen.
Die Schongauer-Gesellschaft verpflichtet sich, sämtliche Kosten für die Renovierung und die Einrichtung eines Museums zu übernehmen.
1849 zählt die Gesellschaft bereits 700 Mitglieder.
3.April 1853: Eröffnung des Museums
Am 3. April 1853 wird das in der renovierten Kirche des alten Klosters eingerichtete Museum eröffnet. Gezeigt werden Tafelbilder des Mittelalters, Altaraufsätze, moderne Gemälde, Druckgrafiken, Gipsabgüsse antiker Statuen und das 1848 entdeckte Mosaik von Bergheim.
1848 wird in einem gallorömischen Landhaus in dem kleinen Winzerdorf Bergheim nahe Ribeauvillé ein Mosaik zu Tage gefördert. Es gehört zu den wenigen Mosaiken, die im Elsass entdeckt wurden, und ganz sicher ist es der spektakulärste archäologische Fund der damaligen Zeit. Das Departement erwirbt das Mosaik und schenkt es der Stadt Colmar. Es ist eines der ersten Exponate, das bei der Eröffnung des Musée Unterlinden am 3. April 1853 in der Klosterkirche zu sehen war.
Louis Hugot (1805-1864)
1805 in Straßburg geboren, studiert Louis Hugot Jura in Paris und wechselt dann zur Ecole Nationale de Chartes über, wo er seinen Abschluss als Archivar und Paläograf macht. 1837 beruft ihn der Bürgermeister von Colmar Morel zum Stadtarchivar. 1841 übernimmt er die Stadtbibliothek, die er mit literarischen und wissenschaftlichen Werken beträchtlich erweitert. Der Gelehrte Louis Hugot hat regen Anteil am Vereinsleben. 1839 gründet er eine literarische Gesellschaft, 1846 ruft er einen Gelehrtenkreis ins Leben, der sich ab 1847 „Martin-Schongauer-Gesellschaft“ nennt. Sinn und Zweck der Gesellschaft ist die Gründung eines Kupferstichkabinetts und einer Zeichenschule. Bald ist ihr Einfluss im ganzen Departement zu spüren. Die Gesellschaft weitet ihre Aktivitäten auf den Schutz der Kulturgüter aus, die während der Französischen Revolution beschlagnahmt wurden und in einer Schule (dem heutigen Lycée Bartholdi) zwischengelagert sind. Auf Initiative von Louis Hugot werden die geretteten Werke in die ehemalige Dominikanerinnenkirche gebracht und dort erstmals dem Publikum präsentiert. Es ist die Geburtsstunde des Musée Unterlinden. 1860 erscheint der erste Museumskatalog.
Die Schongauer-Gesellschaft, eine ehrenamtliche Vereinigung, verwaltet das Musée Unterlinden seit seiner Eröffnung im Jahr 1853. Sie bestätigt und finanziert die verschiedenen Maßnahmen, die vom Museum vorgeschlagenen werden: Ankäufe, Ausstellungen, Restaurierungen, Vermittlung. So trägt sie ihren Teil zur Bereicherung der Sammlungen und zur Entwicklung des Museums bei.